Löwenzahn - Mehr als eine Pusteblume
Vielerorts ist der Löwenzahn als Hasenfutter und Unkraut verschrien. Nur die Wenigsten wissen, wie vielseitig und nützlich der Korbblütler in der Küche ist. Es wird Zeit, das Mulitalent in ein sonnigeres Licht zu rücken.
Fast jedes Kind hat schon einmal entzückt die Fallschirmchen einer Pusteblume in alle Winde geblasen. Bei Erwachsenen ist der Löwenzahn (Taraxum officinale) in der Regel nicht besonders beliebt. Denn der robuste Korbblütler lässt sich praktisch nicht ausrotten. Der Überlebenskünstler schafft es sogar, zwischen Pflastersteinen und Mauerritzen zu gedeihen. Die Blätter bilden eine Rosette rund um den Stängel und können so Feuchtigkeit aus der Luft sammeln und direkt zur Pfahlwurzel weiterleiten. Sowohl der hohle Stängel als auch die Wurzel enthalten einen milchigen Saft.
Die Bezeichnung Löwenzahn hat die Pflanze ihren teils scharf gezähnten Blättern zu verdanken. Im Volksmund gibt es etliche Synonyme: Pusteblume, Kuhblume, Milchdistel oder Teufelsblume sind nur einige davon. Wegen seiner harntreibenden Wirkung wurde er mitunter auch Pissblume genannt.
Vielseitig einsetzbar
Löwenzahn enthält eine Vielzahl an wertvollen Inhaltsstoffen. Er wartet mit Vitaminen wie Beta-Carotin, Folsäure und Vitamin C auf und liefert Mineralstoffe wie Kalium, Calcium und Eisen. Daneben enthält er zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe: Inulin und Cholin, Bitterstoffe wie Taraxacin und Lävulin, Saponine, Flavonoide, Carotinoide und Kautschuk. Mit den Jahreszeiten verändern sich allerdings auch die Mengen der Inhaltsstoffe: Die Blätter enthalten das meiste Vitamin C im Frühjahr, die Wurzel ist vor allem im Herbst reich an Inulin.
Die Pflanze kann von der Wurzel bis zur Blüte in der Küche genutzt werden. Im Salat sind besonders die jungen Löwenzahnblätter gut aufgehoben, die im Frühjahr aus dem Boden sprießen. Gegen den etwas bitteren Geschmack hilft es, die Blätter eine Weile in Salzwasser zu legen oder in der Salatsoße ziehen zu lassen. Wem die festen Blätter als Salat zu herb sind, kann sie mit Blattsalat, geriebenen Möhren oder Kohlrabi mischen. Die Blätter kann man auch dünsten und ähnlich wie Spinat verwenden. Mit anderen Wild- und Gartenkräutern gemischt ergeben sie eine schmackhafte Suppe oder einen würzigen Kräuterquark. Auch als Füllung für Quiches oder Gemüseschnecken macht sich eine solche Kräutermischung gut. Selbst aus den länglichen Wurzeln lässt sich in der Küche allerhand zaubern: Gebraten, in Brandteig ausgebacken oder zu einem Mus zerkocht wird die stärkereiche Wurzel zu einer außergewöhnlichen Beilage. Bis in den zweiten Weltkrieg hinein wurde die geröstete und gemahlene Löwenzahnwurzel auch als Kaffeeersatz verwendet. Die gelben Blüten sind nicht nur eine hübsche Dekoration, sondern schmecken dazu noch gut. Sie geben zudem veschiedenen alkoholischen Getränken wie Wein, Sekt, Schnaps oder Likör Geschmack und Farbe. Für so genannten Löwenzahnhonig werden die Blüten solange mit Wasser und Zucker eingekocht, bis ein dunkler, zäher Sirup entsteht, der an Honig erinnert. Die geschlossenen Blüten lassen sich wie Kapern in Essig einlegen.
Heilendes Unkraut
In der Naturheilkunde kommt Löwenzahn bei Magen-Darm-Beschwerden, Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen und zur Stärkung der Leber- und Gallenfunktion zum Einsatz. Durch seine harntreibende Wirkung gilt Löwenzahn als vorbeugend gegen Nierensteine. Zur therapeutischen Anwendung wird aus den frischen oder getrockneten Wurzeln (auch mit Blättern und Blüten gemischt) ein Tee gekocht und dreimal täglich eine Tasse getrunken. Besonders wirkungsvoll soll auch der frische Presssaft von Löwenzahnblättern sein. Traditionell wird Löwenzahn auch zu so genannten blutreinigenden Frühjahrskuren genutzt. Als Nebenwirkungen können bei empfindlichen Personen allerdings Magen-Darm-Beschwerden oder allergische Reaktionen auftreten.
Selbst sammeln - ein preiswertes Vergnügen
Löwenzahn gibt es mittlerweile als Salat, Tee, Tropfen oder Presssaft in vielen Geschäften zu kaufen. Kaum eine andere Pflanze eignet sich aber so gut zum Selbstpflücken. Löwenzahn wächst nahezu überall und ist so gut wie unverwechselbar. Die Blätter sollte man - ebenso wie die gelben Blüten und die Blütenknospen - im Frühjahr sammeln, denn dann sind sie noch jung und zart. Im Laufe des Jahres werden sie zunehmend bitter. Die beste Erntezeit für die Wurzeln ist dagegen der Herbst. Grundsätzlich sollte man in schadstoffarmen Gegenden sammeln, also nicht in der Nähe von Straßen und auch nicht auf stark gedüngten Wiesen.
Wem das Sammeln zu aufwändig ist, der kann auch in gut sortierten Gemüsegeschäften angebaute Löwenzahnblätter kaufen. Die Gemüsepflanze ist etwas milder als der wilde Löwenzahn und hat größere Blätter. Eine besondere Spezialität ist gebleichter Löwenzahn, dessen Blätter durch Zusammenbinden oder Abdecken gelb und zart werden. Es lohnt sich also in vielerlei Hinsicht, nach den gezackten Blättern Ausschau zu halten. Und wenn in Ihrem Garten der Löwenzahn zu sprießen beginnt, ärgern Sie sich nicht, sondern zupfen Sie die frischen Blättchen für einen bunten Salat. Was Unkraut ist, liegt letzten Endes im Auge des Betrachters.
Quelle: UGB-FORUM 2/07, S. 75-76
Bild © Nowaja/pixabay.com
Stichworte: Löwenzahn, Wildkräuter, Pusteblume
Den vollständigen Beitrag lesen Sie in:
UGBforum /
Küchenpraxis