Bericht vom UGB-Symposium:
Ess-Störungen meistern
Gut 100 Ernährungsfachkräfte informierten sich vom 26.-28. September 2003 auf dem Symposium „Balance zwischen dünn und dick – Ess-Störungen meistern“ über Hintergründe und Therapieansätze bei Übergewicht, Magersucht und Bulimie.
Ess-Störungen entstehen vor dem Hintergrund gesellschaftlicher, familiärer oder persönlicher Probleme, berichtete die Sozial-Pädagogin Gisela Graf-Scheffel vom Frankfurter Zentrum für Ess-Störungen. Das in der Gesellschaft vorherrschende Schönheitsideal von einer schlanken Figur stimmt gerade einmal bei acht Prozent der Bevölkerung mit der Realität überein. Wer dieses Schönheitsideal verinnerlicht und seinen Körper in den Mittelpunkt seiner Wahrnehmung stellt, reagiert häufig mit Scham, Schuldgefühl und Selbsthass. Wut wird im wahrsten Sinne des Wortes „heruntergeschluckt“. Ein neuer Therapieansatz beruht deshalb auf dem „Anti-Diät-Prinzip“. Statt am Essverhalten arbeiten die Betroffenen mit ihren Lebensproblemen, also den wahren Gründen ihrer Ess-Störung.
Ziel der Behandlung ist nicht die Symptomfreiheit – also das Normal- oder Idealgewicht –, sondern die Fähigkeit der Selbstbeobachtung und des konstruktiven Umgangs mit dem Symptom. Die Betroffenen müssen lernen, Gefühle auszuhalten und neue Strategien zur Konfliktbewältigung zu entwickeln. Ohne emotionale und soziale Veränderungen ist ein Therapieerfolg unmöglich. Die UGB-Dozentin Renate Smidt sieht deshalb im Übergewicht auch die Chance zur Weiterentwicklung der persönlichen Fähigkeiten.
Auf der Veranstaltung berichtete die Oecotrophologin Dagmar Stumpf auch über die Evaluation des UGB-Abnehmprogramms. Ziel des Programms ist nicht in erster Linie eine Gewichtsreduktion. Vielmehr steht im Mittelpunkt eine Verbesserung des Ernährungsverhaltens, und das Leben aus eigener Kraft zu gestalten. Aus der wissenschaftlichen Bewertung des UGB-Programms sind gute Ideen entstanden: So sollte der bereits umfangreiche Praxisanteil weiter ausgebaut werden und nach Abschluss des eigentlichen Programms möglichst weitere „Refresher“ stattfinden. Denn durch diese Nachtreffen lassen sich die erzielten Erfolge langfristig sichern.
Elisabeth Klumpp