UGB-Symposium
Früh übt sich - Gesundheitsförderung für Kinder und Jugendliche
Übergewicht, zunehmender Bewegungsmangel, aber auch Hyperaktivität beinträchtigen immer öfter die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Wie ein gesunder Lebensstil von Heranwachsenden aktiv gefördert werden kann, erfuhren gut 100 Teilnehmer vom 11.-13. März 2005 auf dem UGB-Symposium in Edertal-Bringhausen.
Kinder sind in zunehmendem Maße von Zivilisationskrankheiten betroffen, die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit zum Teil drastisch einschränken. Jungen, Migrantenkinder sowie Kinder aus unteren sozialen Schichten haben deutlich häufiger gesundheitliche Probleme als Mädchen, deutsche Kinder oder Kinder aus höheren Schichten. Bereits wenn ein Elternteils zu dick ist, steigt das Risiko, dass auch die Kinder Übergewicht entwickeln, erklärte Dr. oec. troph. Daniela Danielzik anhand der Kieler Adipositas-Präventionsstudie. Das Ernährungsverhalten von Kindern ist im allgemeinen eher schlecht. Erfolg versprechende Lösungsansätze sieht die Kieler Wissenschaftlerin nicht in familiären Interventionen, sondern vielmehr bei Politik und Industrie. Sie müssten ein größeres Verantwortungsbewusstsein wahrnehmen. So sind zum Beispiel Kinderlebensmittel oft völlig unnötig mit großen Vitamin- und Mineralstoffmengen angereichert und enthalten zusätzlich viel Zucker.
Ernährungswissen spannend vermitteln
Kindererziehung gelingt besser, wenn Eltern sich ihrer eigenen Stärken bewusst sind. Die Psychologin Susanne Gerlach aus Kassel ermutigt Eltern, Kursangebote zu nutzen und sich über die eigenen Werte Gedanken zu machen. Oft lassen sich Kinder und Jugendliche nicht so recht für gesundheitsbewusstes Verhalten begeistern. Besser sind sie über beliebte Freizeitbeschäftigungen zu erreichen. Wichtig sind Action und Spannung in der Gruppe. Wenn dann ?nebenbei? noch Wissen vermittelt wird, seien Jugendliche für Ernährungsthemen viel offener, rät Motivationstrainer Dr. päd. Holger Hassel aus Magdeburg.
Die Sozialpädagogin Salome Möhrer-Nolte aus der Drogenberatung in Kassel bedauerte, dass Kinder immer früher abhängig werden. Gleichzeitig fallen sie immer härteren Konsummustern zum Opfer. Bereits im Alter von 14 Jahren ist "Koma-Saufen" Mode. Um den selbstverantwortlichen Umgang mit Suchtmitteln zu fördern, kommt den Eltern eine besondere Rolle zu. Gelingt es ihnen, sich als glaubhafte Vorbilder für ihren Nachwuchs darzustellen, ist die Chance groß, dass auch ihre Kinder einen bewussten Umgang mit Drogen erlernen. Neben Drogen ist Mobbing ein gravierendes Problem im Schulalltag. Die Psychologin Petra Heimer-Dietz ermutigte zu einer "Kultur des Hinschauens". Lehrer, Schüler und Eltern können dies trainieren, auch scheinbar aussichtslose Situationen lassen sich so verändern.
Aktive Kinder sind fitte Kinder
Die motorische Leistungsfähigkeit von Kindern sinkt ständig. Der Pädagoge Dr. Wolfgang Beudels machte deutlich, dass die aktive Bewegung ein zentrales Element für die Entwicklung von Kindern ist. Zusätzlich werde das allgemeine und soziale Wohlbefinden gefördert. Angstzustände und Depressionen werden durch regelmäßige Bewegung gelindert. Auch hier spielen aktive Eltern ebenso wie Lehrer oder das soziale Umfeld eine wichtige Rolle als Vorbilder. Intensive Förderung benötigen ebenso hyperaktive Kinder. Nur im Ausnahmefall sollten sie Medikamente erhalten. Der Bildungsexperte Prof. Kurt Czerwenka empfahl die drastische "Entschleunigung" des Lebens der betroffenen Kinder und Familien. Durch intensive Elterntrainings ließen sich die Probleme besser in den Griff bekommen. Bewährt hat sich, die positiven Eigenschaften des Kindes durch konsequentes Lob zu bestärken.
Um Infekte im Kindesalter abzuwehren, ermutigte Dr. med. Rainer Schmidt-Fuchs die Teilnehmer, die Selbstheilungskräfte von Kindern zu unterstützen, statt immer gleich mit Medikamenten zu therapieren. Natürliche Alternativen wie Wickel haben häufig positive Wirkungen. Ebenso sei eine funktionierende Darmflora entscheidend für die Gesundheit des Kindes.
Workshops kamen gut an
In fünf verschiedenen Workshops vertieften die Teilnehmer die Themen des Symposiums. Zu Suchtprävention, Mobbing oder Psychomotorik erarbeiteten sie praktische Lösungsansätze für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Der Workshop "Beratung zum Erlebnis machen" war dabei besonders gefragt. Auf großes Interesse stieß auch die Vorstellung der
Erlebniskiste Essen, Trinken & Co
am Rande des Symposiums. Viele Interessenten waren verblüfft von den Möglichkeiten und der Vielfalt der Unterrichtsmaterialien. Denn mit Hilfe von Stundenentwürfen, Arbeitsblättern oder Elternbriefen lassen sich die 85 Materialien wie Handbücher, Broschüren oder Hörspiele ideal in den Unterricht in der Grundschule einbauen.
Anika Kühn
Auf dem Symposium wurde ein Büchertisch mit aktueller Literatur zum Thema sowie eine Liste mit Organisationen vorgestellt, die sich mit Gesundheitsförderung für Kinder und Jugendliche beschäftigen. Beide Listen finden Sie auf der Internetseite des UGB unter:
wwww.ugb.de/kinder-aktuell