UGB-Tagung
Betriebe und Schulen im Fokus

Am 4. und 5. Mai 2012 kamen mehr als 250 Teilnehmer zur UGB-Tagung nach Gießen. Wie wichtig gesunde Ernährung und Gesundheitsförderung in Betrieben und Schulen ist, wie viel aber noch immer im Argen liegt, zeigten exzellente Referenten in spannenden Vorträgen auf.

UGB-Tagung

Im Einstiegsvortrag stellte Umweltpreisträger Dr. Rainer Grieshammer seinen Klima-Diätplan vor. Wer bei Stromfressern im Haushalt und Wärmedämmung in den eigenen vier Wänden acht gibt, auf spritfressende PKWs und Flugreisen verzichtet und eine fleischarme Ernährung mit Bioprodukten bevorzugt, reduziert den CO2-Ausstoß und spart zugleich jährlich bis zu 2000 Euro. Leider entscheiden sich viele Bürger immer noch für den weniger nachhaltigen Konsum. Der Leiter des Umweltinstituts Freiburg plädiert deshalb für staatliches Eingreifen: Ebenso wie umweltschädliches Flugbenzin sollten ungesunde, ressourcenverschlingende Lebensmittel wie Fleisch oder Kaffee mit hohen Steuern belegt werden.

Biogas – Energie vom Acker

Eine Möglichkeit, das Klima zu schützen und zugleich eine Lösung für die aufkommende Energiekrise zu finden, sieht der stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen im Thüringer Landtag, Dr. agr. Frank Augsten, in der Erzeugung von Biogas. Wenn das bislang existierende Erneuerbare-Energien-Gesetz Maßnahmen gegen überdimensionierte Biogasanlagen und den Anbau von Mais in Monokulturen ergreife, könne die Verwertung von Energiepflanzen ein nachhaltiger Beitrag zur Energiegewinnung werden. So könnten auch Biolandwirte mit einer fachgerechten Fruchtfolge Energiepflanzen wie Hanf oder Luzerne zum Beispiel im Wechsel mit Getreide anbauen. Das verbessere gleichzeitig die Bodenfruchtbarkeit und trage zum Einkommen der Bauern bei.

Zusätzliches Vitamin D im Winter?

Für eine gute Versorgung mit Vitamin D sind wir vor allem auf die Bildung in der Haut unter Sonneneinstrahlung angewiesen. Prof. Dr. Armin Zittermann warnte deshalb vor einer Unterversorgung in den Wintermonaten, in denen die Haut in unseren Breitengraden nicht ausreichend Vitamin D bilden könne. Deshalb riet der Vitamin-D-Forscher insbesondere Personen zu einer Supplementierung, die sich wenig im Freien aufhalten wie bettlägerige Senioren. Auf Nachfrage räumte er ein, dass in den Sommermonaten gut gefüllte Speicher ausreichten, um die als adäquate Versorgung eingestufte Konzentration von mindestens 20 ng/ml an bioaktivem Vitamin D im Blut auch im Winter aufrecht zu erhalten. Ein Zusammenhang zwischen unzureichender Vitamin-D-Versorgung mit Erkrankungen wie Typ 1 Diabetes oder Multipler Sklerose werde diskutiert, sei aber nicht gesichert.

Gesunde Mitarbeiter steigern Unternehmenserfolg

Wirtschaftliche Interessen sind meist der Auslöser dafür, dass sich Firmen mit betrieblicher Gesundheitsförderung beschäftigen. Diplom-Psychologin und Fairness-Coach Nathalie Krahé stellte nüchtern fest, dass die Arbeitgeber vor allem bei hohen Krankenständen an dem Erhalt der Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter interessiert seien. „Unfaire innerbetriebliche Strukturen lassen sich aber durch Maßnahmen von außen nicht in faire verwandeln“, betonte Krahé. Die entscheidende Rolle der Führungskräfte für die Arbeitsplatzzufriedenheit zeigte Prof. Heinrich Geißler aus Bregenz mit deutlichen Zahlen auf. So beeinflusse fehlende Anerkennung von Vorgesetzten die Gesundheit mehr als zu kleine Räume oder monotone Fließbandarbeit. Um die Arbeitsfähigkeit zu erhalten, plädierte er zudem für altersangepasste Arbeitsverträge, die die abnehmende körperliche und zunehmende geistige und soziale Leistungsfähigkeit berücksichtigten.

UGB-Tagung

Durch Stress und unvorteilhafte Ernährungsweisen steigen die krankheitsbedingten Ausfallraten in Betrieben an. Die Oecotrophologin Gabriela Bartoldus von der IKK classic und UGB-Gesundheitstrainerin Modesta Bersin bieten selbst Gesundheitslehrgänge in Klein- und mittelständischen Betrieben an und berichteten aus ihrer Erfahrung. Wichtig sei es, den Arbeitnehmern stets Impulse zu geben: von nieder­schwelligen Maßnahmen, wie Aktionen in der Betriebskantine, bis hin zu tiefgehenden Kursen zum Beispiel zu Übergewicht oder Allergien, die das Eigeninteresse jedes Einzelnen an dem Thema Gesundheit wecken. Helmut Schuh, im Gesundheitsmarketing selbstständig, wies darauf hin, dass Investitionen in betriebliche Gesundheitsförderung bis 500 Euro pro Jahr und Mitarbeiter für die Unternehmen steuerfrei seien. Er rät in Betrieben aktiven Gesundheitsberatern extern und intern Netzwerke aufzubauen.

Gesunde Schulverpflegung Fehlanzeige

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Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe von der Universität Gießen machte deutlich, wie schlecht es um die Qualität der Schulverpflegung steht. Zwar existiere ein staatlicher Auftrag für Ganztagsschulen ein warmes Mittagessen anzubieten, die Umsetzung sei aber mehr als mangelhaft. Das größte Hindernis sieht Dr. Katja Schneider von der Vernetzungsstelle Schulverpflegung in Hessen darin, die Schulleiter von der Notwendigkeit einer guten Verpflegung zu überzeugen. „Esskultur muss in Schulkultur eingebunden sein“, unterstrich Schneider. Ob gesunde Ernährung überhaupt ein Bildungsziel der Schulen sei, stellte Ernährungswissenschaftlerin Stephanie Fromme in Frage. Sinnvoll sei es, dieses Ziel im Schulprogramm zu verankern. Nicht nur die Schulleitung muss hinter dem Schulessen stehen, auch die Schüler müssen das Angebot annehmen. „Wir müssen den Jugendlichen auf Augenhöhe begegnen“, sagte UGB-Dozentin Renate Kräft, die Ernährungsprojekte in Schulen begleitet.
Abschließend schilderte der Psychologe Dr. Ralf Demmel, wie der Beratungserfolg auch mit unmotivierten Klienten gelingen kann. Vor allem sollten Berater nicht zu viel in kurzer Zeit erreichen wollen und einen wertschätzenden Umgang mit den Ratsuchenden pflegen.

Fotogalerie UGB-Tagung 2012