Ernährung im Blickpunkt
Der Einladung zur diesjährigen UGB-Tagung in der Schweiz folgten über 80 Interessierte. Die Kombination verschiedener Themenblöcke aus Ernährungsökologie, Ernährungsphysiologie und Ernährungsverhalten stieß auf ein begeistertes Feedback.
Zum Einstieg klärte die Diaetologin Judith Erler über die vielfältigen positiven Wirkungen der Ballaststoffe auf. Die erste Tiroler Ernährungserhebung habe ermittelt, dass die durchschnittliche Ballaststoffaufnahme im Großraum Innsbruck deutlich zu niedrig ausfalle. Dabei deute alles darauf hin, dass eine ballaststoffreiche Ernährung einen gesunden Lebensstil bedinge. Die Bevölkerung sollte durch gezielte Maßnahmen motiviert werden, Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Nahrungsfasern zu verzehren, regte Erler an.
Agrarschutz für die Schweiz
Auf die besondere Aufgabe der Schweizer Landwirte wies Prof. Dr. Mathias Binswanger hin. Die Bauern garantierten die Versorgung mit wichtigen Nahrungsmitteln und sorgten für die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und Pflege der Kulturlandschaft. Deshalb seien internationale Agrar- und Handelsabkommen so zu verhandeln, dass weiterhin ein funktionierender Grenzschutz für heimische Agrarprodukte möglich sei. Bei Freihandel sei die Landwirtschaft aufgrund der hohen Kosten in der Schweiz und der topographischen Lage sonst nicht konkurrenzfähig.
Der Koch und Landschaftsgärtner Maurice Maggi gestaltet mit essbaren Wildpflanzen das Stadtbild von Zürich und vielen anderen Städten. Diese entsprächen perfekt dem Trend von regional und saisonal. Das Bewusstsein zum Ursprünglichen sei vor allem bei jungen, urbanen Menschen gewachsen, freut sich Maurice Maggi. Früher wurde das Auto genutzt, um zu imponieren, heute sei es die bewusste und schonende Ernährung.
Spannende Neuigkeiten aus der Fastenforschung lieferte Ernährungswissenschaftler Hans-Helmut Martin, der zusammen mit Thomas Männle die wissenschaftliche Leitung der Tagung innehatte. Der UGB-Dozent stellte Varianten des intermittierenden Fastens vor und zeigte Untersuchungen, die gesundheitsförderliche Effekte wie eine höhere Insulinsensibilität bestätigten. Einen Erklärungsansatz für die Wirkung regelmäßigen Fastens liefere die Autophagie, ein Prozess zur Selbstreinigung der Zelle.
„Essen hält Leib und Seele zusammen“
Der Mensch isst nicht nur, um zu überleben, sondern auch um zu feiern, sich zu belohnen oder um soziale Kontakte zu pflegen. Problematisch werde es, erklärte die Ernährungsberaterin Jsabella Zädow, wenn man mit Essen negative Gefühle wie Langeweile, Einsamkeit oder Stress kompensiere. Das fördere das Risiko einer Gewichtszunahme und könne in einem Teufelskreis enden. Um solch tief verankerte Muster zu durchbrechen, sei ein achtsamer Umgang mit sich selbst und dem eigenen Körpergefühl nötig.
Zum Abschluss stellte Elke Männle die UGB-Kursprogramme „Besser essen“ und „PrimaGleichgewicht“ vor. Beide zielen darauf ab, die Ernährungsgewohnheiten der Teilnehmer dauerhaft zu verbessern.
Von der Begrüßung bis zur Verabschiedung der Teilnehmer herrschte im Hörsaal eine anregende Stimmung. Spannende Referate stießen Gespräche an, so dass auch in den Pausen bei sonnigem Wetter und mit Blick auf die Berge reger Austausch betrieben wurde.
Text: Franziska Horvat/Michaela Picker-Bailer