UGB-Sympoium: Beratung im Fokus
Wer auf seine Gefühle achtet und auch gut für sich selbst sorgt, kann Menschen erfolgreicher beraten. Strategien und Impulse dazu erhielten die Teilnehmer auf dem UGB-Symposium vom 06.-08. Oktober 2017 am Edersee.
Gefühle entstehen nicht zufällig, sie weisen auf etwas hin. Das betonte der Psychologe Dr. Hermann Refisch gleich zu Beginn der Veranstaltung. Wer Gefühle wahrzunehmen und zu verstehen lerne, könne gut mit ihnen leben und arbeiten. Diese Fähigkeit lasse sich auch im Umgang mit Mitmenschen einsetzen und damit auch in der Beratung. Fakten alleine veränderten Verhalten kaum. Vielmehr müsse man gezielt bei den Emotionen ansetzen. Das Fühlen, Denken, Wollen, Handeln und der Körper spielen zusammen, erläuterte Refisch.
Fair und gut beraten
Johanna Feichtinger vom UGB berichtet über die Hintergründe und den Nutzen des Projekts fair beraten. Auf dem Beratungsmarkt eine gute und faire Beratung zu finden, sei nicht so einfach. Häufig stünden andere Interessen wie der Verkauf oder die Werbung von Produkten im Vordergrund. Das vom UGB ins Leben gerufene Netzwerk für Gesunde Ernährung und der Förderverein fair beraten e.V. setzen sich dafür ein, Ratsuchende fair und unabhängig zu informieren. Verbraucher finden unter fairberaten.net speziell empfohlene Fachkräfte, die das Qualitätssiegel fair beraten tragen. Für Fachkräfte bietet das Netzwerk Möglichkeiten, sich auszutauschen, zu kooperieren und eigene Beratungsangebote zu präsentieren und dadurch bekannter zu werden.
„Primärprävention ist bei den Krankenkassen ein großes Thema“, erklärte die Ökotrophologin Silke Willms. Sie hätten sich zur Aufgabe gemacht, Prävention in allen Lebenswelten, wie Kitas, Schule und Betrieb zu fördern. Für die Umsetzung des Präventionsauftrages hat der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) gemeinsam mit den Verbänden der Kassen den „Leitfaden Prävention“ erarbeitet. Dieser enthält unter anderem die Bereiche Bewegung, Ernährung, Stressbewältigung und Sucht. Der Leitfaden umfasst zahlreiche Qualitätskriterien, die Präventionsmaßnahmen erfüllen müssen. Kursleiter und Berater können ihre Präventionskurse bei der Zentralen Prüfstelle Prävention einreichen. Bei Erfüllung der Voraussetzungen übernehmen die Kassen anteilig die Kosten für die Versicherten.
Mit Konflikten umgehen
In einem weiteren Vortrag zeigte Silke Willms Möglichkeiten, mit Konflikten in der Beratung umzugehen – sei es ein Besserwisser in der Gruppe oder die Unlust eines Klienten in der Einzelberatung. Aber man könne lernen, Konflikte sachlich zu klären, statt in Panik zu geraten. Hierfür seien Wissen, eine klare Sprache, Selbstdisziplin und ein gesundes Selbstwertgefühl wichtig. Wenn Berater wissen, welche Konflikte auftreten können, erkennen sie Spannungen frühzeitig und reagieren angemessen darauf. Wer Konfliktmanagement beherrsche, trete zudem sicher und souverän auf. Aber: „Mit Konflikten umgehen, muss geübt sein“, mahnte Wilms.
Die hohe Kunst der Verhaltensänderung erläuterte die Ökotrophologin Irma Häberle. Veränderungen von Gewohnheiten seien schwierig. Alleine das Wissen, dass ein bestimmtes Verhalten nicht gut sei, reiche für eine dauerhafte Veränderung nicht aus. Vor allem gelte es für eine neue, gesundheitsförderliche Verhaltensweise positive Emotionen zu wecken. Der Berater kann in der Rolle des Begleiters zusammen mit dem Klienten Strategien entwickeln oder die positiven Aspekte einer Veränderung stärken.
Die systemische Essberaterin Edith Gätjen zeigte anhand eines Fallbeispiels, was Essen mit Beziehungen zu tun hat: mit Beziehungen zu sich selbst, zur Familie sowie der Umgebung, in der man lebt. Die Aufgabe des systemischen Essberaters sei es, gemeinsam mit dem Klienten die hinter seinem Symptom liegenden Beziehungen herauszuarbeiten. Nur wer die Zusammenhänge verstehe, könne Veränderung nachhaltig ermöglichen. Der Berater begleitet den Klienten und macht ihn zum „Experten fürs Essen in eigener Sache“.
Blick über den Tellerrand
Dass Selbstschutz und gute Selbstfürsorge wichtige Voraussetzungen für die Beratung sind, berichtet der Psychologe Jürgen Dittmar. Denn je besser man für sich selbst sorge, umso besser könne man andere beraten. Neben der Fähigkeit zur Empathie sei es hilfreich, eine angemessene Distanz zu wahren. Wer sich so zeige, wie er ist, zu sich selbst stehe und eigene Schwächen akzeptiere, wirke damit als Vorbild in der Beratung. Für sich sorgen, bedeutet auch, ein ausgeglichenes Leben zu führen und sich nicht von einem Lebensbereich beherrschen zu lassen.
Als Berater muss man auch ökonomisch für sich selbst sorgen. Die UGB-Absolventinnen Susanne Fischer, Elke Männle und Dajana Sarcevic-Schulze berichteten über ihre Erfahrungen in der Ernährungsberatung. Antworten gaben sie auf Fragen wie: Was sind nachgefragte Themen? Was schätzen Teilnehmer an den Kursen? Was funktioniert ökonomisch am besten und wie werbe ich für meine Veranstaltungen? Damit gaben sie den Teilnehmern zum Abschluss des Symposiums wertvolle Impulse für die eigene Arbeit mit nach Hause.
Text: Franziska Horvat
Foto: Elisabeth Klumpp