„Durch Fasten fühle ich mich wie neugeboren“
In Kooperation mit verschiedenen Fastenkliniken bildet der UGB seit über 30 Jahren Fastenleiter an der UGB-Akademie aus. Seit letztem Jahr ist Dr. Verena Buchinger-Kähler als Fasten-Dozentin dabei. Die leitende Ärztin und Gesellschafterin der Klinik Dr. Otto Buchinger in Bad Pyrmont tritt in vierter Generation in die Fußstapfen ihres Urgroßvaters, der Fasten für Gesunde und Kranke etabliert hat.
Frau Dr. Buchinger-Kähler, was begeistert Sie am Fasten?
Mich beeindruckt am Fasten vor allem die Erfahrung der Selbstwirksamkeit. Heutzutage haben viele Menschen die Verantwortung für sich, ihre Gesundheit, sogar ihre Gedanken an andere abgegeben. Egal ob an Ärzte, Fernsehen, Google, Social Media oder Politiker. Heilfasten führt uns aber nach innen, zu unserem Selbst. Es ermöglicht zu sehen, was wirklich wichtig ist und was wir brauchen, um uns glücklich und lebendig – ja heil zu fühlen.
Fasten ist sehr in Mode gekommen. Gerade durch die verschiedenen Formen des Intervallfastens. Was halten Sie davon?
Der Hype ums Intervallfasten ist groß. Präventive Effekte unter anderem für Demenz und Krebs werden angepriesen. Nachgewiesen sind diese Dinge bisher vor allem an Mäusen und Ratten, zum Teil an Rhesusaffen. Ob diese Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind, werden weitere Studien zeigen müssen. Ich sehe für das Intervallfasten ein gutes Potenzial, vor allem für diejenigen, die Regeln brauchen, um einen gesünderen Lebensstil zu verfolgen. Besonders geeignet scheint diese Fastenform, um Stoffwechselerkrankungen wie den Typ-2-Diabetes oder das Metabolische Syndrom zu verbessern. Ob therapeutisch oder präventiv – Ziel ist sicherlich die Aktivierung der Autophagie. In diesem Recycling-Prozess bauen die Zellen unseres Körpers nicht benötigte und krankhafte Zellbestandteile ab und verwerten sie anderweitig.
Was sind die größten Unterschiede zum Fasten, wie Sie es in Ihrer Klinik in Bad Pyrmont durchführen?
Die Effekte des Buchinger-Heilfastens sind uns seit fast 100 Jahren bekannt. Mittlerweile sind diese durch aktuelle Studien an Menschen auch dokumentiert und belegt*. Was mir beim Intervallfasten fehlt, sind die Metaebenen, also die seelisch-geistigen Dimensionen, die durch Heilfasten stimuliert werden.
Wie können UGB-Fastenleiter gesunde Menschen beim Fasten unterstützen?
Um das Potenzial des Fastens voll auszuschöpfen, empfiehlt sich ein begleitetes Fasten. UGB-Fastenleiter führen durch die verschiedenen Phasen: von den Entlastungstagen, dem ersten Fastentag mit Darmentleerung, den weiteren Fastentagen bis zum Abfasten und den anschließenden Aufbautagen. Sie bieten unterstützende Maßnahmen, erkennen Warnsignale und können entsprechend handeln. Sie unterstützen die Fastenden dabei, in sich hinein zu horchen und wieder auf ihren eigentlich sehr schlauen Körper zu hören. Auch die soziale Komponente spielt eine wichtige Rolle. Der Fastenleiter ermöglicht das eigene Hinterfragen des bisherigen Lebensstils und fördert den Austausch unter den Teilnehmern.
Welche Fähigkeiten braucht man, wenn man Fastende begleiten möchte?
Insbesondere die eigene Erfahrung ist meiner Meinung nach der Schlüssel. Empathie, achtsame Kommunikation, Bescheidenheit, Fachkenntnis und das Wissen um die eigenen Grenzen komplettieren das Fundament.
Wann haben Sie selbst zuletzt gefastet?
Ich faste gerade im Moment. Mittlerweile faste ich dreimal im Jahr und fühle mich dabei und danach wie neugeboren.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
Mehr zu Verena Buchinger-Kähler und ihren Seminaren an der UGB-AkademieBild © Buchinger
Stichworte: Fasten, Heilfasten, Intervallfasten, Intermittierendes Fasten
Dieser Beitrag ist erschienen in:
UGBforum 5/2019
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