Seminarbericht: Medikamente und Lebensmittel im Wechselspiel
Die Nebenwirkungen von Medikamenten werden vielfach unterschätzt – nicht nur von Patienten. Wie Arzneimittel Nährstoffhaushalt, Geschmack oder Appetit beeinflussen, nahmen die Teilnehmer im UGB-Seminar „Medikamente und Lebensmittel: Synergie und Wechselspiel – Ernährungstherapie und Arztpraxis“ genauer unter die Lupe.
Jedes Jahr werden in Deutschland 210.000 Patienten aufgrund unerwünschter Arzneimittelwirkungen ins Krankenhaus aufgenommen. 70.000 Personen erleiden lebensbedrohliche Komplikationen, für 16.000 Menschen enden sie tödlich. Dagegen ist sogar die Zahl der Verkehrstoten in 2017 mit 3180 Menschen noch gering. Am häufigsten sind die Leber und das Herz-Kreislauf-System von Arznei-mittelwirkungen betroffen.
Im Seminar stellte Dozent Dr. med. Günther Schwarz die ernährungstherapeutisch relevanten Nebenwirkungen anhand der zehn häufigsten verordneten Arzneistoffe differenziert und eindrücklich dar. Medikamente griffen in die Transport- und Stoffwechselwege von Mikronährstoffen ein, da sie oftmals dieselben Wege wie diese benutzten. So könne es zu einem Defizit an Mikronährstoffen kommen. Gefährlich sei dies besonders für Schwangere, aber auch für ältere Menschen oder Krankenhauspatienten, die ohnehin schon in geschwächtem Zustand seien, erklärte der Facharzt für Allgemein-medizin.
Ein zweiter Schwerpunkt waren die Einflüsse, die Medikamente auf das Essverhalten nehmen können: zum Beispiel verminderter oder gesteigerter Appetit, Mundtrockenheit, verändertes Geschmacksempfinden oder Übelkeit. Umgekehrt dürfe auch nicht vernachlässigt werden, in welchem Ausmaß das Essverhalten – wann, was und wie – die Wirkung von Medikamenten beeinträchtigen könne. Auch hier ging Schwarz in die Tiefe und vermittelte spezifische Detailkenntnisse für die Beratung. Zudem blieb ausreichend Raum für einen umfangreichen Erfahrungsaustausch und die Fragen der Ernährungsfachkräfte, Ärzte, Apotheker und Teilnehmer aus anderen Gesundheitsberufen.
Der dritte Seminartag war den Voraussetzungen und Möglichkeiten einer guten Kooperation von Ernährungstherapeut und Arzt gewidmet. Es stellte sich heraus, dass beinahe alle Teilnehmer bisher nur schlechte oder gar keine Erfahrungen mit einer Zusammenarbeit hatten. An anschaulichen Fallbeispielen aus ihrem Arbeitsalltag zeigte die Oecotrophologin Angela Will auf, wie hilfreich die Kooperation zwischen Arzt und ihr als Ernährungstherapeutin für Patienten sein könne. Wertvoll für die Kommunikation zwischen Arzt, Ernährungstherapeut und Patient war dazu besonders ihr Schritt-für-Schritt-Leitfaden: vom Erstkontakt mit dem Arzt, Übermittlung von Laborwerten bis hin zu Rücksprachen und ausführlichen Therapieberichten.
Das Feedback der Teilnehmer für das von der Landesärztekammer Hessen als Fortbildung anerkannte Seminar fiel durchweg positiv aus. Ein Ordner mit ausführlichen Seminarunterlagen bietet zudem reichlich Stoff zum Nachschlagen für zu Hause.
Seminartipp
Synergie und Wechselspiel: Medikamente und Lebensmittel
In diesem Seminar erfahren Sie, wie das Essverhalten die Wirkung von Arzneimitteln verändern kann. Ob Arzt, Diätassistentin oder Ernährungswissenschaftler – hinterher wissen Sie, wie Sie die Kooperation zwischen Arztpraxis und Ernährungstherapie erfolgreich gestalten können.
... mehrBild © A. Raths/Fotolia.com
Dieser Beitrag ist erschienen in:
UGBforum 3/2019
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